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Der Ministrant

 

Ich wurde auch auf das Gymnasium geschickt, ich vermute, dass meine Mutter sich erhoffte, dass ich einmal Pfarrer werden könnte. Das war wohl ihr Herzenswunsch in diesen Zeiten. Ich war zwar ein eifriger Ministrant und brachte es bis zum Oberministrant und beim Sonntagsamt war ich sehr oft Zeremoniar, das ist der, der für zeremoniellen Schnick-Schnack sorgte; ich war also sehr wichtig.


Ein paar lustige Geschichten gab es mit dem Stadtpfarrer:

Bei einer Werktagsmesse, als ich der einzige Ministrant war, frage er, bevor wir am Ende der Messe den Altar verließen, „Haben wir eigentlich Kommunion ausgeteilt“? Ich sagte „nein“, und die Antwort war, „da bist wieder du schuld“. Wir haben dann noch anschließend die Kommunion ausgeteilt, genauer gesagt, der Schuldige (ich) hat das Confiteor (das Schuldbekenntnis, auf lateinisch) gebetet und der Unschuldige die Kommunion ausgeteilt. Im Confiteor heißt es ja, ...mea culpa, mea maxima culpa..., ja ja, ich bin schuld, weil der Herr Stadtpfarrer seine Gedanken woanders hatte.

Um den Vorgang zu verstehen hier der Ablauf dazu: Wenn der Priester selbst die Kommunion erhalten hat, dann ist der Zeitpunkt für den Ministranten und auch für den Priester zu entscheiden, ob auch das Volk an der Kommunion teilnimmt. Das war früher so und anders als heute. Wenn dann der Priester den Tabernakel aufschloss und das Ziborium herausholte, in dem die Hostien waren, dann mussten die Ministranten das Confiteor beten und der Priester teilte die Kommunion aus. Da in diesem Falle aber dieser Vorgang nicht stattfand, habe ich auch nicht das Confiteor gebetet.

Und eine weitere Anekdote: Nach dem Austeilen der Kommunion während der Messe wird dem Priester zum Ausschwenken des Kelches nochmals Wein und Wasser gereicht, das der Ministrant nach Gutdünken oder nach dem Wunsch des Priesters einschenkt. Ich war es gewohnt, weil der Vorrat an Wein immer ausreichend war, nicht den ganzen Rest einzuschenken. Oft wollten die Priester auch nur Wasser. Und so schenkte ich eines Tages meinem verehrten Herrn Stadtpfarrer nicht den ganzen Rest Wein ein. Sogleich fragte er nach: „Sauf’st den Rest selber“ und wollte den ganzen Wein haben. Er bekam ihn, ich war sowieso nicht scharf auf das mir ungewohnte heilige Getränk.

An dieser Stelle möchte ich mich aber auch entschuldigen für eine, für meinen geliebten Stadtpfarrer sicher nicht erfreuliche Antwort von mir. Während meines späteren Studiums bezuschusste er einmal meine Kosten für das kirchlich geführte Wohnheim in Augsburg. Bei einem Besuch fragte er mich, ob wir auch das Fach Religion im Unterricht hätten. Voller Inbrunst im Glauben an die Wichtigkeit der technischen Unterrichtsfächer und der Unwichtigkeit der Religion antwortete ich, dass wir dazu keine Zeit hätten. Heute ist mir klar, das war keine gute Antwort.


 
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